ADOLF VON HARNACK
MARCION: DAS EVANGELIUM VOM FREMDEN GOTT
Vorworte & Inhaltsverzeichnis, Seite I—XVI

Cover Marcion


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I



MARCION:

DAS EVANGELIUM VOM FREMDEN GOTT

EINE MONOGRAPHIE
ZUR GESCHICHTE DER GRUNDLEGUNG
DER KATHOLISCHEN KIRCHE

VON

ADOLF VON HARNACK

ZWEITE, VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE





LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1924
II

TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN

ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR

ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER

HERAUSGEGEBEN VON
ADOLF VON HARNACK UND CARL SCHMIDT

3. REIHE 15. BAND

45. BAND

ZWEITE AUFLAGE


ALLE RECHTE VORBEHALTEN

COPYRIGHT 1924
BY J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG, LEIPZIG
Printed in Germany.


III


Vorwort zur zweiten Auflage.


    Der ersten Auflage habe ich im Jahre 1923 „Neue Studien zu Marcion“ („Texte u. Unters.,“ Bd. 44, 4) nachgesandt, in denen ich die zahlreichen Kritiken dieses Werks verzeichnet und meinen Standpunkt gegenüber den Auffassungen von   W.  B a u e r   und   H.  F r h r.   v.  S o d e n   festgehalten und schärfer begründet habe. In der neuen Auflage bin ich darauf nicht zurückgekommen, habe aber einige Ausführungen bestimmter gefaßt und vor Mißverständnissen geschützt.
    Bereichert ist die neue Auflage durch mehrere Stücke, unter denen der Laodicenerbrief der Vulgata, der von mir als Marcionitische Fälschung entlarvt worden (s. Sitzungsber. der Preuß. Akad. d. Wiss. 1923, 1. Nov.), das wichtigste ist.
    Die Probleme, welche der Bibeltext Marcions bietet, können so lange keine Förderung erfahren, als der sog. WText und der Tatian-Text nicht sicherer bekannt und gründlicher durchgearbeitet sind. Das hat mich die dankenswerte Studie von   P o t t,   der ich jedoch in wichtigen Ergebnissen nicht beizustimmen vermag, aufs neue gelehrt. Den Bibeltext Marcions so vollständig und zuverlässig zu rekonstruieren, als die Überlieferung es zuläßt, war hier mein Hauptziel; alles übrige in dem Buche, die Gesamtgeschichte des Bibeltextes anlangend, bitte ich daher als etwas Vorläufiges zu betrachten. —
    Meine Studie über Marcion ist eine Monographie — patristische Texte sind in dem letzten Menschenalter in großer Fülle herausgegeben worden, und an religionsgeschichtlichen Begriffs- und Formenuntersuchungen ist kein Mangel; aber wo bleiben die Monographien? Sie fehlen nahezu für alle bedeutenden Väter und Häretiker; denn die alten Monographien, soweit solche vorhanden, reichen längst nicht mehr aus und werden deshalb auch nicht mehr gelesen. Das Verständnis aber der ältesten Kirchengeschichte und das Interesse für sie kann ohne tüchtige Monographien nicht ge-

IV Vorwort zur ersten Auflage

weckt werden und nicht erhalten bleiben. Heute muß das lebendige Wort des Lehrers alles tun; denn Texte und Kompendien allein schaffen kein Verständnis und kein Interesse. Videant consules! Es ist eine Ehrenpflicht der jüngeren und der kommenden Generation von Kirchenhistorikern, daß sie ihren Dank für die Texte und Vorarbeiten, die ihr bereitgestellt worden sind, in biographischen Monographien abstattet. Bleiben sie aus, so wird die Geschichtsschreibung der alten Kirche im nächsten Menschenalter verkümmern.

    Berlin, September 1924.

                            v. Harnack.

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Vorwort zur ersten Auflage.

    Vor fünfzig Jahren stellte die Theologische Fakultät der Universität Dorpat die Preisaufgabe: „Marcionis doctrina e Tertulliani adversus Marcionem libris eruatur et explicetur“. Ich übernahm die Aufgabe und erhielt am Stiftungstage der Universität, den 12. Dezember 1870, den Preis; zugleich forderte die Fakultät mich auf, die Arbeit zu revidieren und zu veröffentlichen. Das ist damals nicht geschehen; aber ich habe das Thema stets im Auge behalten und es erweitert. Nun lege ich diese Monographie vor; von der Jugendarbeit ist natürlich auch nicht ein Satz stehen geblieben.
    Durch Marcion bin ich in die Textkritik des Neuen Testaments, in die älteste Kirchengeschichte, in die Geschichtsauffassung der   B a u r schen Schule und in die Probleme der systematischen Theologie eingeführt worden: es konnte keine bessere Einführung geben! Er ist daher in der Kirchengeschichte meine erste Liebe gewesen, und diese Neigung und Verehrung ist in dem halben Jahrhundert, das ich mit ihm durchlebt habe, selbst durch   A u g u s t i n   nicht geschwächt worden.
    Marcion wird von der heutigen Wissenschaft als Textkritiker nicht vernachlässigt und auch in der Dogmengeschichte fort und fort aufmerksam behandelt — in meinem Lehrbuch dieser Disziplin ausführlicher als in den anderen —; aber keines der Probleme, die hier vorliegen, ist bisher erschöpfend erörtert, Wichtiges

V Vorwort zur ersten Auflage

ist verkannt geblieben, und eine Monographie, wie sie M. gebührt, fehlt noch; denn durch   M e y b o o m s   Arbeit (Marcion en de Marcioniten, 1888) ist die Aufgabe nicht erledigt.
    Marcion reicht uns den Schlüssel, um die Mehrzahl der schwierigen Probleme zu erschließen, die der Übergang der Kirche aus dem nachapostolischen in das altkatholische Zeitalter bietet. Man kann hier jeden einzelnen Gnostiker ohne Schaden wegdenken, aber Marcion kann man nicht beiseite lassen, wenn man die gewaltige Entwicklung, ja die Metamorphose verstehen will, die in die Zeit jenes Übergangs fällt — nicht nur weil der Katholizismus gegen Marcion erbaut worden ist, sondern in noch höherem Grade, weil er Grundlegendes von diesem Häretiker übernommen hat.
    Noch größer ist Marcions bisher schwer vernachlässigte Bedeutung in der allgemeinen Religionsgeschichte; denn er ist der einzige Denker in der Christenheit, der mit der Überzeugung vollen Ernst gemacht hat, daß die Gottheit, welche von der Welt erlöst, mit der Kosmologie und der kosmischen Teleologie schlechterdings nichts zu tun hat. Das neue Leben des Glaubens und der Freiheit war ihm der Welt gegenüber etwas so „Fremdes“, daß er seiner Entstehung dieselbe verzweifelt-kühne Hypothese untergelegt hat, durch welche   H e l m h o l t z   die Entstehung der Organismen auf der Erde erklären wollte. Dadurch erhielt Christus eine so erhaben-isolierte Stellung als der Begründer der wahren Religion wie in keinem anderen Religionssystem, und die Paulinisch-Johanneische Dialektik in bezug auf Welt und Gott, Gesetz und Gnade, Moralismus und Religion wurde zum Abschluß gebracht, aber zugleich „aufgehoben“, so daß eine   n e u e   R e l i g i o n s s t i f t u n g   auf dem Grunde des Paulinischen Evangeliums in die Erscheinung trat. Paulus selbst ist kein Religionsstifter gewesen; aber was in seinen religiösen Konzeptionen wie eine neue Religionsschöpfung verstanden werden konnte und auch von seinen judaistischen Gegnern so verstanden worden ist, das hat Marcion ergriffen und gestaltet.
    Diese Bedeutung Marcions wäre längst erkannt worden, hätte man nicht den „fremden“ Gott, den er eingeführt hat, irrig mit dem „unbekannten“ Gott, der in seiner Zeit in Wahrheit schon längst der „bekannte“ war, identifiziert, und hätte man nicht einen Teil der Quellen fast ganz unbeachtet gelassen. Mar-


VI Vorwort zur ersten Auflage

cions Korrekturen am Evangelium und den Paulusbriefen und die Berichte der Kirchenväter über seine Lehre hat man herangezogen; aber sein großes Werk „Antithesen“ mit den zahlreichen exegetischen Bemerkungen sowie   d e r   B i b e l t e x t,   d e n   e r   s t e h e n   g e l a s s e n   h a t,   sind bisher wenig berücksichtigt worden.
    Ich habe Jahr um Jahr das Material gesammelt und Vollständigkeit angestrebt; aber im einzelnen gibt es hier noch viele Probleme, an denen weiter gearbeitet werden muß. Es winken hier Aufgaben, die ein Recht haben, die Bemühungen um die nahezu erschöpften Probleme, welche die Apostolischen Väter bieten, abzulösen; denn es gilt, die bedeutendste kirchengeschichtliche Erscheinung nach Paulus und vor Augustin auch zur hellsten zu machen.
    In drei Hauptberufen stehend, habe ich diese Arbeit in abgestohlenen Stunden, ja in halben Stunden niederschreiben müssen und manchmal an der Vollendung verzweifelt. Der Abschluß des Werks ist mir doch vergönnt worden, und ich kann nur hoffen, daß die Spuren seiner mühsamen Entstehung nicht allzu deutlich sind. Das Inhaltsverzeichnis habe ich so ausführlich gefaßt, daß sich die Beigabe eines Registers erübrigte.
    Meinem verehrten Kollegen, Herrn Prof.   C a r l   S c h m i d t,   danke ich auch an dieser Stelle herzlich für seine freundliche Unterstützung bei der Drucklegung des Werks.

    B e r l i n,   den 27. Juni 1920.

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VII


Inhaltsverzeichnis.



Seite
I. E i n l e i t u n g.   D i e   r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e n   V o r a u s s e t z u n g e n   d e r   c h r i s t l i c h e n   V e r k ü n d i g u n g   M a r c i o n s   u n d   d i e   i n n e r e   L a g e   d e r   C h r i s t e n h e i t   b e i   s e i n e m   A u f t r e t e n 1

1. Der bekannte, der unbekannte und der fremde Gott:   M a r c i o n 1

2. Die Spannung zwischen Synkretismus und Eindeutigkeit im ältesten Christentum: Die „apostolische“ Verkündigung, Paulus, die Häretiker und   M a r c i o n 5

3. Die vollendete Religion der Erlösung:   M a r c i o n 18
II. M a r c i o n s   L e b e n   u n d   W i r k s a m k e i t 21
III. D e r   A u s g a n g s p u n k t   M.s:   G e s e t z   u n d   E v a n g e l i u m;   d i e   E r l ö s u n g   v o n   d e r   W e l t,   d e m   G e s e t z   u n d   d e m   S c h ö p f e r 30
IV. D e r   K r i t i k e r   u n d   R e s t a u r a t o r.   D i e   B i b e l   M a r c i o n s
    Der judaistische Irrtum und die Verschwörung wider die Wahrheit; die Urapostel, die falschen Apostel und Paulus 35. Die falschen Evangelien und das verfälschte authentische Evangelium 39. Die Feststellung des authentischen Evangeliums 42. M. hat hier absolute Sicherheit nicht in Anspruch genommen 43 f. Die angeblichen judaistischen Fälschungen, d. h. die tendenziösen Korrekturen M.s im Galaterbrief 45, in den Korintherbriefen 47, im Römerbrief 48, in den übrigen Paulusbriefen 49, im Evangelium 52. Das formale kritische Verfahren M.s 61. Die theologischen Motive der Streichungen und Korrekturen 64. Die Ablehnung der allegorischen Erklärungen (Übereinstimmung mit der jüdischen Exegese) 66. Beurteilung des Verfahrens 67, Vergleichung mit dem des
35

VIII Inhaltsverzeichnis




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„Johannes“ 70. Blick auf die bibelkritischen Arbeiten der Schüler, auf Tatian und auf das katholische Neue Testament 72.

V. D i e   „A n t i t h e s e n“   M a r c i o n s
    Die „Antithesen“ sind M.s einziges Werk 74. Inhalt und Absicht des Werkes 75, s. auch 85. Ansehen in seiner Kirche 76. Anlage, Widmung und Form 77; nicht bloß Antithesen im engeren Sinn, sondern auch kritisch-geschichtliche und kritisch-dogmatische Darlegungen 78, dazu fortlaufende Bibelauslegungen 80, Unterscheidung zweier Teile 83. Rekonstruktion ist unmöglich, nur der reiche Stoff des Buchs kann aus der Überlieferung zusammengestellt werden 84. Zweck und Geist der Kritik 85. Zusammenstellung wichtiger Antithesen 89.
74
VI. D a s   C h r i s t e n t u m   M a r c i o n s   u n d   s e i n e   V e r k ü n d i g u n g
    Kein Lehrsystem, keine Pneumatik, Mysteriosophie und Philosophie.
93

1. Die Grundlegung 94

2. Der Weltschöpfer, die Welt und der Mensch 97

3. Der Weltschöpfer als der Judengott; die Gerechtigkeit als das Moralische; Gesetz, Propheten, Messias und h. Schrift des Judengottes 106

4. Der Erlösergott als der fremde und als der obere Gott 118

5. Der Erlösergott als der gute Gott, seine Erscheinung in Jesus Christus und das Werk der Erlösung. Die entscheidende Bedeutung des Glaubens. Die Eschatologie
    Gott der Gute 121. Christus und seine Erscheinung 122. Die „Leiblichkeit“ Christi 124. Das Werk und die Reden Christi 126. Der Descensus ad inferos 129. Der Kreuzestod als Kaufpreis 131. Umfang des Werkes Christi 133. Der Glaube 134. Gegenwärtiger Zustand der Gläubigen 137. Eschatologie und Gericht 137. Untergang der Welt und des Schöpfers 140. Von Christus bis zum Gericht 141.
121
VII. D i e   h e i l i g e   K i r c h e   d e r   E r l ö s t e n   u n d   i h r e   L e b e n s o r d n u n g   (K u l t u s,   O r g a n i s a t i o n   u n d   E t h i k)
    Die Kirche 143. Taufe, Abendmahl und Sakramentalien 144. Gottesdienst (nichts Enthusiastisches) 145. Organi-
143

IX Inhaltsverzeichnis




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sation, klerische Rangstufen, aber freiere, keine Arkandisziplin 146. Frauen im Gottesdienst handelnd 147. Verkehr mit den Heiden (Mathematici?) 148. Ethik, Verbot jedes Geschlechtsverkehrs 148. Speiseenthaltung 149. Übermenschentum; Martyrium; die Seligpreisungen als ethische Richtschnur 150. Geschlossenheit und Straffheit der Organisation 151.

VIII. D i e   G e s c h i c h t e   d e r   M a r c i o n i t i s c h e n   K i r c h e.   D i e   t h e o l o g i s c h e n   S c h u l e n   i n   i h r e r   M i t t e   u n d   d i e   S e k t e   d e s   A p e l l e s 153

1. Die äußere Geschichte
    Ausbreitung 153. Persönliche Berührungen mit Andersgläubigen und Disputationen 153. Öffentlichkeit der Gottesdienste und ihre Gebäude; Name „Marcioniten“; Kleriker und klerische Sukzessionen 154. Höhepunkt der Entwicklung i. d. JJ. 150—190; die große katholische Gegenbewegung in dem folgenden halben Jahrhundert 154; Rückgang im Abendland seit der Mitte des 3. Jahrhunderts; Erlöschen dort z. Z. des Optatus und Ambrosiaster (Zusammenstellung mit den Sabellianern) 156. Geschichte der Kirche im Orient seit d. Z. des Origenes, Rückzug in den äußersten Osten, geschlossene Gruppierung in Dörfern, bedeutend noch bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts, namentlich in Syrien 156. Marcioniten und Manichäer 158. Ausgänge 159.
153

2. Die innere Geschichte
    Marcion kein Schulhaupt 160. Die Entstehung von Schulen in seiner Kirche, ihre Einheitlichkeit und Verschiedenheit, Vertreter einer Zwei-, Drei- und Vierprinzipienlehre (Potitus, Basilikus und Markus; Synerus, Megethius und Prepon) 161. Annäherung an den Manichäismus 167. 168 f. Singuläre und zweifelhafte Lehren 168. Esniks Bericht über die Lehre 169. 171. Christologisches 170. Der selbständige, aber dem Meister treue Schüler Lukanus 172. Veränderungen an der Bibel Marcions 172. Beziehungen zu anderen Sekten 174. Strengste Askese beibehalten 175. Mysterien (Arkandisziplin?) 175. Angebliche Wiederholung der Taufe 175. Taufe für die Verstorbenen 176.
160

3. Apelles und seine Sekte
    Sein Leben; seine Genossin Philumene; das Werk „Phaneroseis“ und die „Syllogismen“ 177. Disput mit
177

X Inhaltsverzeichnis




Seite

Rhodon;   G r u n d z ü g e   d e s   C h r i s t e n t u m s   u n d   d e r   P h i l o s o p h i e   d e s   A.   n a c h   d i e s e m   D i s p u t   180—187. Die Lehren des A. in ihrer Verschiedenheit von denen Marcions 188. Die einzelnen Hauptlehren 189. Schlußurteil, Verhältnis zu Tatian 194.

IX. M a r c i o n s   g e s c h i c h t l i c h e   S t e l l u n g   u n d   s e i n e   B e d e u t u n g   f ü r   d i e   E n t s t e h u n g   d e r   k a t h o l i s c h e n   K i r c h e
    Verhältnis zum Gnostizismus 196. Der Kampf gegen das AT und das Jüdische 196. M. und Paulus 198. Der Paulinismus als Revolution in der jüdisch-christlichen Religionsgeschichte und als Fortbildung des Urchristentums in der Richtung auf M.; Inkonsequenz der Paulinischen Lehre vom AT 200. Fortbildung des Paulinismus im Hebräerbrief 203, im Barnabasbrief 203, bei Ignatius 203, bei Johannes 204 in der Richtung auf M. (vgl. S. 70 f.); Geschichtsbetrachtung bei Johannes und M. 205; M.s Trennung vom AT nichts Unvorbereitetes 206. M.s Geschichtskritik und die   S e m l e r s   und   B a u r s   207. Der kirchliche Zustand vor M. 208. Die neue Kirchenstiftung M.s auf festem Grunde 210. Ihre Neuheit und Vorbildlichkeit 210. Die große Kirche wurde durch Bekämpfung und Nachahmung der Marcionitischen zur katholischen 212.
196
X. M a r c i o n s   C h r i s t e n t u m   k i r c h e n g e s c h i c h t l i c h   u n d   r e l i g i o n s p h i l o s o p h i s c h   b e l e u c h t e t 215

1. Der Antinomismus und die Verwerfung des Alten Testaments
    Begründung der Thesen: Das AT im 2. Jahrh. zu verwerfen, war ein Fehler, den die große Kirche mit Recht abgelehnt hat; es im 16. Jahrhundert beizubehalten, war ein Schicksal, dem sich die Reformation noch nicht zu entziehen vermochte; es aber seit dem 19. Jahrh. als kanonische, dem NT gleichwertige Urkunde im Protestantismus noch zu konservieren, ist die Folge einer religiösen und kirchlichen Lähmung 217.
215

2. Das Evangelium vom fremden Gott und der Panchristismus
    Luther 225. Tolstoi 226. 228. 232. Gorki 232. „Das Evangelium der armen Seele“ 233.
223

XI Inhaltsverzeichnis


B e i l a g e n. Seite
B e i l a g e   I:   U n t e r s u c h u n g e n   ü b e r   d i e   P e r s o n   u n d   d i e   L e b e n s g e s c h i c h t e   M a r c i o n s   n a c h   d e n   ä l t e s t e n   Z e u g n i s s e n   u n d   s p ä t e r e n   A n g a b e n
    Die Quellen: Polykarp (Pastoralbriefe) 3*. Justin 6* (Marcioniten, Marcianer, Marciani[s]ten 9*). Papias (Prolog z. Joh. Ev.) 11*. (Ptolemäus, der Valentinianer 14*). Clemens Alex. 14*. Irenäus 15*. Rhodon 16*. Tertullian 17*, ein Brief Marcions 21*. Hippolyt und Epiphanius (Pseudotertullian und Filastrius) 23*. Quelle bei Hieronymus 29*. Edessenische Chronik und Fihrist 29*.
3*
B e i l a g e   II:   C e r d o   u n d   M a r c i o n 31*
B e i l a g e   III:   D a s   A p o s t o l i k o n   M a r c i o n s 40*
A. Einleitung: Die Zeugen und die Methode der Wiederherstellung
    Das Verdienst   Z a h n s   und die Notwendigkeit einer Revision 40* (Origenes 42*). Tertullian (er legt seiner Widerlegung die lateinische Bibel der Marcioniten zugrunde) 43*. Die Dialoge des Adamantius 56*. Epiphanius 64*. Anhang: Eine armenisch erhaltene syrische Schrift gegen M. 67*.
40*
B. Der Text des Apostolikons
67*
C. Die Marcionitischen Prologe
127*
D. Der Laodicener- und Alexandrinerbrief des Paulus (Marcionitische Fälschungen)
134*
E. Untersuchungen zum Apostolikon Marcions
    Hauptresultate in bezug auf den Text: ein tendenziös durchkorrigierter WText 149*. Der Charakter der ca. 100 Stellen, an denen der Marcion-Text gegen die anderen Hauptrezensionen mit dem WText übereinstimmt 153*. Der Charakter der bei M. allein sich findenden Varianten (abgesehen von den tendenziösen) 155*. Welches Verhältnis besteht zwischen dem lateinischen Marcion-Text und dem lateinischen WText? Hat jener diesen beeinflußt? Ist er sogar seine Grundlage?   R e s u l t a t:   M.s   A p o s t o l i k o n   l i e g t   d e r   W T e x t   z u g r u n d e;   a b e r   j e n e r   h a t   d a n n   d i e s e n   (g r i e c h.   u.   l a t.)   l e i c h t   b e e i n f l u ß t   160*. Über Ephes. 1, 1; Röm. 1, 7. 15; Röm. 15 u. 16; Röm. 16, 25—27 s. S.
149*

XII Inhaltsverzeichnis



Seite
162*. 164*. 165*. Die Reihenfolge der Paulusbriefe bei M. 168*. Hatte das Apostolikon M.s schon eine Capitulatio? 169*. M. und die Pastoralbriefe 170*. M. und die Apostelgesch. u. die Apok. Johannis. Hat M. schon ein katholisches Apostolikon (18 Schriften) vorgefunden? 172*. Das Marcionitische Ersatzbuch für die Apostelgesch. Marcionitische Psalmen 174*.

B e i l a g e   IV:   D a s   E v a n g e l i u m   M a r c i o n s 177*
A. Einleitung
    Tertullian 178*. Adamantius 181*. Epiphanius 182*. Irenäus, Origenes usw. 182*. Ein anonymer syrisch-armenischer Zeuge 183*.
177*
B. Der Text des Evangeliums
183*
C. Untersuchungen zum Evangelium Marcions
    Der Charakter des von M. benutzten Textes = ein bereits mit Matth. konformierter WText 242*. Leichter Einfluß auf die katholischen Texte 247*. Marcion, das Luk.-Ev. und die drei anderen Evv. 249*. Anhang: M.s Ev. und Tatians Diatessaron 255*
240*
B e i l a g e   V:   D i e   A n t i t h e s e n   M a r c i o n s   (n a c h   Z i t a t e n   u n d   R e f e r a t e n)
(1) Die Widmung 256*. (2) Ein Stück aus dem Prolog 256*. (3) Über die Urapostel, die falschen judaistischen Evangelisten, Paulus und das wahre Evangelium (Verwerfung der Apostelgeschichte und der Apokalypse) 256* (4) Gegen die allegorische Methode 259*. (5) Die vier Hauptstellen für die Grundlegung der Lehre 260*. (6) Der Gegensatz von Gesetz und Evangelium 261*. (7) Der gerechte und der gute Gott (kein Gegensatz des Gottes des Lichts und der Finsternis) 262*. (8) Der richtende, eifernde und wilde Gott und der gütige, milde und geduldige Gott, der nicht richtet 264*. (9) Der bekannte Gott und Schöpfer dieser Welt und der fremde unbekannte Gott, der nur Unsichtbares geschaffen hat 265*. (10) Der widerspruchsvolle Gott und der weise eindeutige Gott 268*. (11) Der kleinliche und klägliche Schöpfergott; das Erbärmliche und Beschwerliche der Schöpfung 269*. (12) Der Schöpfergott als πονηρός (schlimmbeschwerlich), als conditor malorum und als böse (Schöpfung, bezw. Duldung von Sünde, Tod und Teufel; der Sündenfall zeigt seine schlimme Schwäche) 271*; er begünstigt schlimme Menschen 272*; seine schlechte Welt
256*

XIII Inhaltsverzeichnis



Seite
und schmutzige Zeugungseinrichtung 273*. (13) Der Weltschöpfer zwar Gott, aber deus inferior 274*. (14) Keine, sondern nur scheinbare Gleichheit der beiden Götter 275*. (15) Die Materie 276*. (16) Das Kleinliche der Gesetzgebung 276*. (17) Notwendigkeit des strengsten asketischen Verzichts auf die Welt (Zölibat und Fasten) 277*. (18) Zusammenfassung über die Eigenschaften des Weltschöpfers 278*. (19) Einzelne Antithesen in bezug auf das geschichtliche Verhalten der beiden Götter (Raub der ägyptischen Gefäße, jus talionis usw.) 279*. (20) Die beiden Christus, Herabstieg und Erscheinung Christi 283*. (21) Plötzliche Erscheinung und „Leiblichkeit“ Christi,   A b l e h n u n g   d e r   A T l i c h e n   W e i s s a g u n g e n   a l s   u n w i r k l i c h e   u n d   u n n ö t i g e   284* (vgl. 290*). (22) Einheit des guten Gottes und seines Christus 286*. (23) Leugnung der Geburt Christi usw. 286*. (24) Fremdheit Christi den Menschen gegenüber und ihr Ankauf durch den Kreuzestod 288*. (25) Der Judenchristus 289*. (26) Weissagungen auf den Heiland-Christus gibt es nicht 290*. (27) Die Seligpreisungen und Antithesen in bezug auf die Lehre Christi 291*. (28) Eschatologie 293*. (29) Errettung von Kain usw. 294*. (30) Errettung nur der Seelen 295*. (31) Entscheidende Bedeutung des Glaubens 296*. (32) Die Verfolgungen zeigen den Zorn des Weltschöpfers über die Anhänger des neuen Gottes 296*. — Erklärungen M.s zum Evangelium 297*—305*; Erklärungen zum Apostolos 306*—313* (Kritik der Beschneidung 309*).

B e i l a g e   VI:   D i e   Ü b e r l i e f e r u n g   ü b e r   d i e   L e h r e   M a r c i o n s   u n d   ü b e r   s e i n e   K i r c h e 314*
1. Die Polemiker vor Tertullian
    Justin (Ptolemäus), ein kleinasiatischer Presbyter bei Irenäus, Dionysius v. Korinth, Philippus v. Gortyna, Modestus, Melito, Theophilus v. Antiochien, Miltiades, der Montanist Proklus, Hegesipp, Acta Pauli, das Muratorische Fragment, der Antimontanist bei Eusebius 314* (Das römische Symbol 316*). Irenäus 318*. Rhodon 321*. Clemens Alex. 322*. Bardesanes 325*. Celsus 325*.
314*
2. Die Polemiker des 3. Jahrhunderts
    Tertullian 328*. Hippolyt 332* (Pseudotert.; Filastr.; Prepon gegen Bardesanes; Röm. Adoptianer; der Gnostiker Justin). Viktorin v. Pettau 334*. Cyprian, Saturnin v. Tucca 334*. Der römische Bischof Stephanus, No-
328*

XIV Inhaltsverzeichnis



Seite
vatian, Dionysius Rom. 335*. Porphyrius 336*. Laktanz 337*. Julius Afrikanus 337*. Ambrosius, Freund des Orig. 337*. Origenes 337*. Martyrium Pionii 340*. Firmilian, Methodius, Didascalia Apostolica (Apostolische Konstitutionen) 340*.

3. Das Denkmal von Deir-Ali; Licinius und die Ketzer
341*
4. Die orientalischen Polemiker des 4. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
    Adamantius 344*. Eusebius 348*. Konstantin, der Kaiser 348*. Die Acta Archelai und Mani 349*. Marcell v. Ancyra 350*. Athanasius 350*. Cyrill v. Jerusalem 351*. Didymus der Blinde 352*. Pseudoklementinische Homilien und Recognit. 352*. Brief des Eustathius an Tiberius; Basilius; Gregor v. Nazianz; Glaubensbekenntnis der Kirche von Laodicea Syr. 353*. Amphilochius, Nicetas v. Remesiana 354*. Aphraates und ein unbekannter Syrer 354*. Ephraem Syrus, Bar Bahlûl 356*. Ein anderer unbekannter Syrer 362*. Zenobius und Rabbulas (Joh. v. Ephesus) 362*. Maruta v. Maipherkat 363*. (Die Chronik von Edessa 29*). Isaak v. Niniveh und Philoxenus 364*. Epiphanius 364*. Die kaiserliche Gesetzgebung gegen die Häretiker 366*. Chrysostomus Theophylakt; Nicephorus, Antirrhet.) 368*. Isidor v. Pelusium 369*. Theodor v. Mopsveste 369*. Fünftes Konzil 369*. Theodoret 369*. (Eusebius v. Emesa hier als Bestreiter M.s genannt). Esnik 372*. Malalas 380*. (Trullanische Synode 380*. Anhang: (1) Artotyriten 381*. (2) Messalianer und Marcianus 382*. (3) Paulicianer (Bogomilen) 382*. Abulfaradsch, Fihrist 384*. Die eigentümlichen Marcionitischen Schriftzeichen 385*. Schahrastani 386*. Abulfaradsch (Barhebräus) 387*.
344*
5. Die occidentalischen Polemiker des 4. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
    Lucifer von Calaris 387*: Der gallische Bischof Sabbatius 387*. Optatus 388*. (Der röm. Bischof Zephyrin angeblicher Bestreiter M.s 388*). Ambrosiaster, Ambrosius, Augustin, Pacian, Aponius, Paulin von Nola, Parmenian, Petilian, Cresconius, Julian v. Eklanum, Jovinian, Priszillian, Prosper, unbekannter Arianischer Prediger, Patricius, Leo I., Sabellianer und Marcioniten 389*—393*. Consultatio Zachaei et Apollonii 392*. Prudentius 392*. Hieronymus 393*. Synode v. Braga 393*.
387*

XV Inhaltsverzeichnis



Seite
Carmina Pseudotertull. adv. Marc. 394*. Arnobius minor (Praedestinatus; hier auch Pamphilus); Gennadius; der Schreiber eines Cod. Casin.; Patrizius 399*, s. auch Beilage X.

B e i l a g e   VII:   L u k a n u s,   d e r   S c h ü l e r   M a r c i o n s 401*
B e i l a g e   VIII:   A p e l l e s,   d e r   S c h ü l e r   M a r c i o n s   u n d   S e k t e n s t i f t e r
    Rhodon 404*. Tertullian 405*. Hippolyt (Pseudotert., Filastr.) 409*. Epiphanius 410*. Origenes (Ambrosius) 412*. Pamphilus 418*. Cyprian und Stephanus v. Rom 418*. Praedestinatus 418*. Firmilian 419*. Anthimus v. Nikomedien 419*. Theodoret 419*. Paulus v. Taron 419*. Pseudoclementinen 419*. Spätere Häresiologen 420*.
404*
B e i l a g e   IX:   E i n   w a h r s c h e i n l i c h   a n t i m a r c i o n i t i s c h e s   F r a g m e n t   a u s   d e r   S c h r i f t   M e l i t o s   v o n   S a r d e s   „Ü b e r   d i e   T a u f e“ 421*
B e i l a g e   X:   I n h a l t s a n g a b e   u n d   F r a g m e n t e   d e r   S c h r i f t   e i n e s   P a t r i c i a n e r s   (N e u - M a r c i o n i t e n),   g e g e n   w e l c h e   A u g u s t i n   s e i n e n   T r a k t a t   „C o n t r a   a d v e r s a r i u m   l e g i s   e t   p r o p h e t a r u m“   (lib. II)   g e r i c h t e t   h a t 424*
B e i l a g e   XI:   M a r c i o n   i n   d e r   M a n i c h ä i s c h e n   L i t e r a t u r   g e n a n n t 434*
B e i l a g e   XII:   B o u s s e t s   D a r s t e l l u n g   d e r   P r i n z i p i e n l e h r e   M a r c i o n s 436*
B e i l a g e   XIII:   Z u r   E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e   d e s   N e u e n   T e s t a m e n t s
    (1) Hat Marcion seinem Evangelium und Apostolikon einen Gesamtnamen gegeben? 441*. (2) War M. der erste, der Herrnworte und Paulusworte zusammengestellt hat? 441*. (3) Läßt sich die Entstehung des folgenschweren Urteils M.s, die Paulusbriefe seien interpoliert, auch aus den Briefen selbst verständlich machen? 442*. (4) Läßt sich der Homologumenenkanon, wie er für 180—190 für Kleinasien und Rom gesichert ist, als Ergänzung der Bibel M.s begreifen? 442*.
441*
Register 445*
Berichtigungen und Nachträge 454*
 
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Letzte Änderung am 14. August 2019