ADOLF
VON HARNACK
MARCION: DAS
EVANGELIUM VOM FREMDEN GOTT
Kapitel V, Seite 74—92
74
V. Die „Antithesen“ Marcions ¹.
Obgleich ein umfangreiches Material für die Rekonstruktion dieses
Werks ² zu Gebote steht, ist es bisher nicht gelungen, ein auch
nur in den Grundzügen sicheres Bild von der Anlage des Buches zu
gewinnen, und auch die nachstehende Untersuchung führt hier nicht
zu einem befriedigenden Ergebnis. Fest steht, daß kein anderes
Werk von M. selbst bekannt ist als die „Antithesen“ ³. Was
also an Sätzen M.s zuverlässig überliefert ist oder
was das Gepräge seiner eigenen Gedanken trägt,
—————
¹ Der einzige und ungenügende Versuch, M.s Antithesen
wiederherzustellen, findet sich in H a h n s
„Antitheses Marcionis
gnostici“ Königsberg, 1823.
²
Der kecke Titel „᾿Αντιθέσεις“ — ein rhetorischer Begriff — ist m. W. in
der griechischen Literatur einzigartig. Apelles, Marcions Schüler,
gab ein Buch unter dem Titel „Συλλογισμοί“ heraus, Tatian, dem M.
geistesverwandt, ein Werk „Προβλήματα“. Man erinnert sich des Werks des
Stephanus Gobarus und des „Sic et Non“ Abälards.
³
Nur Tertullian hat noch einen Brief M.s erwähnt (s. o. S.
27. 21*; ob mehrere
Briefe, darüber s. unten S. 78).
Epiphanius spricht
zwar (haer. 42, 9) von συντάγματα, die M. für die von ihm
Verführten geschrieben hat, aber das ist nur ein Widerhall der
Antithesen, Irenäus kündigt an, er werde M. aus seinen
eigenen Schriften („scriptis“) widerlegen (I, 27), aber auch das
führt nicht über die Antithesen hinaus. Ephraem spricht
ebenfalls von Schriften M.s. Da er die Antithesen gekannt hat,
muß man an diese denken. Über Marutas Angaben s. beim
Apostolikon M.s S. 363*. Ein unbekannter alter syrischer
Schriftsteller (S c h ä f e r s, Eine altsyr.,
antimarkionit.
Erklärung von Parabeln des Herrn usw., 1917, S. 3 f.) legt dem
Marcion eine Schrift „Proevangelium“ bei, verbreitet sich über
diesen Titel und bringt einen Jubelruf in bezug auf das Evangelium aus
dem Anfang des Buches. Dieses Zitat paßt vorzüglich als
Anfang des Antithesenwerks; man darf es daher für echt halten. Was
aber den Namen „Proevangelium“ betrifft, so braucht er nicht, wie jener
Schriftsteller meint, auszudrücken, daß das, was im Buche
folge, früher sei als das Evangelium, sondern kann sehr wohl als
„Einleitung“ zum Evangelium verstanden werden; dann aber darf man ohne
Bedenken in dem „Proevangelium“ das Antithesenwerk erkennen, von dem
Tertullian bemerkt, daß M. es dem Evangelium als „dos“ und
„patrocinium“ zugestellt habe. R. H a r r i s (Marcions
Book of Contradict.,
im „Bull. of the John Rylands Libr.“, Manchester, Vol. VI Nr. 3,
1921, p. 289 ff.) hält es für undenkbar, daß das
Jubelwort über das Evangelium am Anfang der „Antithesen“ gestanden
hat. Dagegen hält er es für wahrscheinlich (nach Tert.
75
Die
„Antithesen“ Marcions
muß
aus ihnen stammen.
Fest steht ferner, daß, wie schon der Titel ahnen läßt
und Tertullian ausdrücklich bemerkt, die Entgegenstellung der
Worte und Taten des Weltschöpfers und des guten
Gottes (bzw. seines Christus), damit aber auch die Entgegenstellung des
Gesetzes (des ATs) und des Evangeliums, in der Form von „singulae
iniectiones“ den wesentlichen Inhalt des Werks
gebildet hat ¹. Weiter charakterisiert Tertullian das Werk im
Sinne M.s
als ein polemisch-apologetisches: es sollte aus den nachgewiesenen
Gegensätzen im großen wie im
einzelnen die Notwendigkeit hervorgehen, zwei feindliche Götter zu
unter-
—————
I, 2), daß
dort Erwägungen über den Ursprung des
Bösen gestanden haben. Allein, wenn Tertullian einen von M.
verfaßten Eingang bzw. ein
Vorwort zum Evangelium gelesen hätte, hätte er sich mit ihm
befaßt, und wie soll M. es gewagt haben, dem Evangelium eine
Einleitung zu geben!
¹ Tert. I, 19: „Separatio legis et
evangelii proprium et principale opus est Marcionis, nec poterunt
negare discipuli eius quod in summo
instrumento habent, quo denique initiantur et indurantur in hanc
haeresim; nam hae sunt ,Antithesîs‘ Marcionis, i. e. contrariae
oppositiones, quae conantur discordiam evangelii cum lege committere,
ut ex diversitate sententiarum utriusque testamenti diversitatem quoque
argumententur deorum“. IV, 6: „... ipsum evangelium Marcionis
provocantes sic quoque probaturi adulteratum, certe enim totum quod
elaboravit etiam Antithesîs praestruendo in hoc cogit, ut VT et
NT diversitatem constituat, proinde Christum suum a creatore
separaturus, ut dei alterius, ut alienum legis et prophetarum. certe
propterea contraria quaeque sententiae suae erasit, conspirantia cum
creatore, quasi <ab> adsertoribus eius intexta, competentia autem
sententiae suae reservavit“. IV, 1: „... ut fidem instrueret (suo
evangelio), dotem quandam commentatus est illi — opus ex contrietatum
oppositionibus ,Antithesîs‘ cognominatum et ad
separationem legis et evangelii coactum —, qua duos deos dividens,
proinde diversos, alterum alterius instrumenti vel, quod magis usui est
dicere, testamenti, ut exinde evangelio quoque secundum
Antithesîs credendo patrocinaretur, sed et istas proprio
congressu comminus i. e. per singulas iniectiones Pontici cecidissem,
si non multo opportunius in ipso et cum ipso evangelio, cui procurant,
retunderentur“. IV, 4: „Si id evangelium, quod Lucae refertur apud nos
— viderimus an et penes Marcionem — ipsum est, quod Marcion per
Antithesîs suas arguit ut interpolatum a protectoribus Iudaismi
ad concorporationem legis et prophetarum, qua etiam Christum inde
confingerent, utique non potuisset arguere nisi quod invenerat“. II,
29: „Antitheses gestiunt ex qualitatibus ingeniorum sive legum sive
virtutum discernere atque ita alienare Christum a creatore ut optimum a
iudice et mitem a fero et salutarem ab exitioso“.
76
Die
„Antithesen“ Marcions
scheiden
und daher die
Unabhängigkeit des Evangeliums vom AT und seine absolute Neuheit
anzuerkennen. Endlich sollte das Werk nicht nur eine literarische
Zugabe („dos“) zum Evangelium und eine Versicherung („patrocinium“ )
für dasselbe sein, sondern auch ein
f ü r d i e G e m e i n d e m
a ß g e b e n d e s W e r k, also
i h r s y m b o l i s c h e s B u c h. Zwar
wissen
wir nicht auf Grund eines positiven Zeugnisses, daß M.
selbst diese Anweisung gegeben hat, aber wir dürfen es bestimmt
vermuten; denn die Marcioniten hatten es bereits z. Z. Tertullians „in
summo instrumento, quo i n i t i a n t u r
et indurantur in hanc haeresim“, was doch nichts anderes heißt
¹, als daß seine Autorität von jedem Marcioniten
anerkannt werden mußte, und zwar beim Eintritt, und es war
M.s Art, alles in seiner Kirche auf umschriebene feste Grundlagen
zu stellen ². Das Evangelium und Apostolikon M.s waren ja
auch in ihren Absichten nur halbverständlich, wenn ihnen nicht die
Erklärung zur Seite trat, welche die Antithesen boten; sie
mußten daher von Anfang an diese begleiten.
G e n a n n t
mit dem Titel hat das Werk nur Tertullian
—————
¹ Man beachte den Ausdruck „in summo instrumento“ (instrumentum
heißt auch die h. Schrift bei Tert.; doch ist das „summum“
eher eine Abschwächung als eine Verstärkung; denn hätten
die Antithesen genau dieselbe Autorität bei M. besessen wie
das Ev. und das Apostolikon, so hätte Tert. einfach „in
instrumento“ geschrieben; so aber
darf man vermuten, daß Tert. subjektiv färbt und
übertreibt). Zu vgl. ist IV, 4: „Antithesîs non modo
fatentur Marcionis, sed et praeferunt“.
² Andere Zeugnisse über Inhalt und
Charakter der Antithesen finden sich noch Tert. II, 28 (sie
enthalten eine Zusammenstellung der „pusillitates et malignitates
ceteraeque notae“ des Weltschöpfers); II, 29 (Tert., nachdem
er einzelne Antithesen in den zwei ersten Büchern adv.
Marc. widerlegt
hat, hält eine „operosior destructio“ für unnötig); IV,
9 („Praestruximus quidem adversus Antithesîs nihil proficere
proposito Marcionis quam putat diversitatem legis et evangelii, ut et
hanc a creatore dispositam“); IV, 24 (ausdrückliche Anführung
einer Antithese M.s); IV, 36 (zu Luk. 18, 42; „... atque ita
caecus remanebit, ruens in Antithesin, ruentem et ipsam Antithesin“).
Nicht eine inspirierte, wohl aber eine schlechthin maßgebende
Autorität kam den Antithesen in M.s Kirche zu. Nach Maruta,
der aber vielleicht nicht ganz richtig referiert, soll das Werk als
„Summa“ kanonisches Ansehen bei den Marcioniten besessen haben. Was sie
vom AT erfuhren, erfuhren sie mit negativen Vorzeichen aus diesem Buch.
77
Die
„Antithesen“ Marcions
(und
seine Ausschreiber)
¹. Gekannt haben es sicher nicht wenige katholische Polemiker der
älteren Zeit; aber für uns kommen nur der Presbyter bei
Irenäus, Irenäus selbst, Origenes (wahrscheinlich auch
Celsus), Ephraem und ein unbekannter syrischer Schriftsteller in
Betracht. Nicht gesehen haben es Adamantius, Hieronymus, Epiphanius,
Maruta, Esnik ², vermutlich auch nicht der Verfasser der
pseudoklementinischen Homilien, usw.; aber Adamantius bringt sehr
Wertvolles aus solchen Schriften, deren Verfasser die Antithesen
gekannt haben.
Das
Werk war einem ungenannten Konfessionsgenossen gewidmet; das ist
wenigstens die wahrscheinlichste Deutung der Stelle Tert. IV, 9.
Hier
sieht sich Tert. genötigt, auf die unzulässigen
Folgerungen einzugehen, die M. in ausführlicher Darlegung an
die Perikope von der Heilung des Aussätzigen geheftet hat (Luk. 5,
12 ff.), und bemerkt: „Sed quoniam attentius argumentatur apud illum
suum nescio quem συνταλαίπωρον i. e. commiseronem et συμμισούμενον i.
e. coodibilem in leprosi purgationem, non pigebit ei occurrere“ ³.
Der eine war für M. wohl Repräsentant aller seiner
Gesinnungsgenossen, und so kann Tert. an einer anderen Stelle dem
M. zurufen (IV, 36): „Age, Marcion omnesque iam ,commiserones et
coodibiles‘ eius haeretici, quid audebitis dicere?“
Man lernt aus Tert. IV, 9 ein Doppeltes, erstlich daß die
Antithesen dem Tert. nicht (oder doch nicht nur) lateinisch, wie
M.s Bibel, sondern auch griechisch vorlagen ,
zweitens daß sie nicht nur Antithesen im engsten
—————
¹ „Ἀντιπαραθέσεις“ (Hippol., Refut. VII, 30) ist eine Anspielung
auf den Titel; vgl. auch das „e contrario opponentes“ des Presbyters
bei Iren. I, 28, 1), von den Marcioniten gesagt, und Orig.,
Comm. V in Joh. p. 105: Ἐὰν σιωπήσωμεν, μὴ ἀντιπαρατιθέντες.
²
Esnik's Darstellung der Lehre M.s fußt auf einer
späteren Marcionitischen Schrift; indirekt wird auch sie von den
Antithesen aufs stärkste beeinflußt gewesen
sein.
³
Zu vgl. Justin (Apol., Adresse); er sagt, daß er eintrete
für die ἐκ παντὸς γένους ἀνθρώπων ἀδίκως μισούμενοι καὶ
ἐπηρεαζόμενοι. Die Anrede συνταλαίπωρος (-οι) ist wohl aus Röm. 7,
24 zu erklären.
Tert. IV, 34 heißt es in einer wörtlich mitgeteilten
Ausführung M.s zu Luk. 16, 18: „ ,V i d e s
diversitatem legis et
evangelii, Moysis et Christi‘ “.
Indirekt bestätigen die griechischen
Worte, die er hier aus den Antithesen anführt, die Beobachtung,
daß M.s Bibel dem Tert. nur lateinisch
78 Die
„Antithesen“ Marcions
Sinn
enthalten haben, sondern
auch ausführlichere „argumentationes“ in bezug auf den richtigen
Sinn von Bibelstellen ¹. Nun aber bemerkt Tert. ferner noch
(IV, 4, s. oben), daß M. in seinen Antithesen das Lukasev.
als verfälscht dargestellt habe und zwar von den „protectoribus
Iudaismi“ (um die Einheit mit dem Gesetz und Propheten zu erweisen),
und sagt dazu ausdrücklich (IV, 3): „M. conititur —
natürlich in den Antithesen — ad destruendum statum eorum
evangeliorum, quae propria et sub apostolorum nomine eduntur vel etiam
apostolicorum ut scil. fidem, quam illis adimit, suo conferat“ ².
Also enthielten die Antithesen
—————
vorgelegen hat: d e n n n i e m
a l s z i t i e r t e r g r i e c h
i s c h a u s i h r.
Daß die Antithesen auch schon ins Lateinische übersetzt
waren, ist bei dem engen Verhältnis zwischen ihnen und der Bibel
M.s wahrscheinlich, wenn auch nicht ganz gewiß. Unter den
zahlreichen Anführungen aus den Antithesen in allen fünf
Büchern Tert.s gibt es nur noch e i n e n
Ausdruck, der auf eine
griechische Vorlage (die Bezeichnung Christi als ὁ ἐπερχόμενος,
Tert.
IV, 23, 25) führen könnte; aber er braucht nicht notwendig
ihnen entnommen zu sein. Daher der Einfall, die Stelle könne aus
einem Briefe M.s stammen, also mit den Antithesen gar nichts zu
tun haben. H i l g e n f e l d
(Ketzergesch. S. 525) nimmt das sogar für gewiß an,
indem er dazu aus de carne 2 folgert, Tert. müsse mehrere
Briefe M.s gekannt haben, weil er dort den Ausdruck „in quadam
epistula“ brauche. Aber dieses Argument ist nichts weniger als sicher;
viel näher liegt m. E. die Annahme. daß Tert. die
Antithesen meint.
¹
Nach IV, 1 kann es scheinen, als müßten die „Antithesen“
durch Gegenüberstellung von ATlichen und evangelischen Stellen
ausschließlich und in strengster Fassung nur dem Nachweis gedient
haben, daß der Gott des Evangeliums ein neuer Gott sei, der im
Gegensatz zum ATlichen stehe; denn Tert. glaubt das ganze Werk
durch den kurzen hier gelieferten Nachweis zu widerlegen, daß der
ATliche Gott selbst ein Neues vorher verkündigt habe, daß
seine Schöpfung voller Antithesen sei und daß man daher aus
der Verschiedenheit der Worte und Taten nicht auf die Verschiedenheit
der Götter schließen dürfe. Er schließt diesen
Nachweis (IV, 2) mit dem Satze: „Habes nunc <ad> Antithesîs
expeditam a nobis responsionem; transeo nunc ad evangelii ...
demonstrationem“. Allein Tert. kann hier nur an den Grundgedanken
des Werks gedacht haben; denn er bringt ja in den folgenden Abschnitten
selbst zahlreiche kritische Einzelheiten und Schriftauslegungen, die in
den „Antithesen“ gestanden haben, die keineswegs Antithesen im strengen
Sinn sind und mit dem Hauptgedanken loser zusammenhängen.
² Voransteht: „Marcion nactus epistulam Pauli ad Galatas, etiam
ipsos apostolos suggillantis ut non recte pede incedentes ad veritatem
79
Die
„Antithesen“ Marcions
auch
die prinzipiellen
Auseinandersetzungen über die „judaistischen Christen“, über
die „Verfälschung“ des Evangeliums in der kirchlichen Tradition
und gegen die vier Evangelien, d i e
m i t h i n a l s a u t o r i t a t i v
e S a m m l u n g d a m a l s s c h
o n e x i s t i e r t e n. Also
müssen auch die Ausführungen über die Apostel und das
apostolische Zeitalter, welche M. zu Gal. 1. 2 gegeben hat, hier
gestanden haben ¹.
—————
evangelii (er
bezog also den Tadel gegen Petrus auf alle Apostel), simul et
accusantis pseudapostolos quosdam pervertentes evangelium Christi“. Man
kann daher schwerlich zweifeln, daß M. bei Gal. 1. 2 die
ganze Evangelienfrage abgehandelt hat.
¹ Es gibt dafür einen von zwei Seiten
ineinandergreifenden Beweis: Tert., der IV, 1 ff. zur Prüfung
der Bibel M.s übergeht, geht g l e i c h z e i t i g
zu den Antithesen
über und erörtert sofort (c. 1—6) M.s Stellung zum
apostolischen Zeitalter, zu den Aposteln, zu den vier Evv. in
Anknüpfung an Gal. 2; Maruta aber teilt mit, daß die
Marcioniten an Stelle der Apostelgeschichte, die sie verwerfen, die
„Summa“, nämlich die Antithesen, gesetzt haben. — Daß
M. den Vier-Evv.-Kanon kritisiert hat, folgt auch aus Iren.
III, 11, 9: „Marcion totum reiciens evangelium, immo vero se ipsum
abscindens ab evangelio, partem gloriatur se habere evangelii“.
Überhaupt lehrt der direkt aus den Marcionitischen Urkunden selbst
geflossene Bericht des Irenäus ebenfalls, daß in den
Antithesen eine Kritik der Urapostel und Evangelisten enthalten war; s.
I, 27: „Semetipsum esse veraciorem, quam sunt qui evangelium
tradidurent apostoli, suasit Marcion discipulis suis“. III, 2, 2:
„Adversantur traditioni, dicentes se non solum presbyteris, sed etiam
apostolis exsistentes sapientiores sinceram invenisse veritatem;
apostolos enim admiscuisse ea quae sunt legalia salvatoris verbis“.
III, 12, 12: „apostolos quidem adhuc quae sunt Iudaeorum sentientes
annuntiasse evangelium, se autem sinceriores et prudentiores apostolis
esse; unde et M et qui ab eo sunt ad intercidendas conversi sunt
scripturas, quasdam quidem in totum non cognoscentes, secundum Lucam
autem evangelium et epistolas Pauli decurtantes haec sola legitima esse
dicunt, quae ipsi minoraverunt“. III, 13, 1 f: „Solus Paulus veritatem
cognovit, cui per revelationem manifestatum est mysterium .... apostoli
non cognoverunt veritatem“. Der Ausdruck in bezug auf die Marcioniten:
„gloriantur se habere evangelium“, den Iren. zweimal braucht
(III, 11; III; 14), setzt eine Kritik an anderen Evangelien
voraus, ebenso wie der andere Ausdruck „peritiores apostolis“ (IV, 5
und sonst) eine Kritik an den Aposteln. Bei den schweren Eingriffen
übrigens, die auch das 3. Ev. nötig machte, um es der neuen
Lehre anzupassen, versteht man Tert.s Bemerkung (IV, 5): „Cur non
evangelia Iohannis et Matthei quoque Marcion attigit aut emendanda, si
adulterata, aut agnoscenda, si integra?... Igitur dabo consilium
discipulis eius, ut aut et illa convertant, licet sero“ etc.
80
Die
„Antithesen“ Marcions
Sobald das
aber sicher ist, kann nicht bezweifelt werden, daß auch der
große Stoff Marcionitischer Erklärungen von Bibelstellen,
den Tert. fortlaufend im 4. und 5. Buch adv.
Marc. und auch schon in den drei
ersten Büchern bringt ¹ und den andere literarische Gegner
M.s herbeiführen, ferner dogmatisch-kritische Darlegungen
verschiedener Art ² sowie polemische, disputartige
Ausführungen aus den Antithesen stammen. Dann also waren die
Antithesen keineswegs nur ein großes Bündel
kurzgefaßter Thesen und Gegenthesen, sondern sie hatten von
diesen nur den Namen; sie selber aber waren eingebettet in ein Werk, in
welchem das Evangelium und Apostolikon, sei es fortlaufend, sei es —
wahrscheinlicher — an zahlreichen einzelnen Stellen
apologetisch-polemisch, d. h. auch a n t i t h e t i s c h
kommentiert waren.
Aber nicht nur Stellen aus Lukas und Paulus waren in
den Antithesen behandelt, sondern auch solche aus den Schriften der
„judaistischen“ Apostel bzw. Evangelisten. Wenn man bei Origenes (Comm.
XV, 1 ff. in Matth., T. III p. 333) eine Ausführung M.s zu
Matth. 19, 12 ff. liest (Selbstentmannung), so kann diese nur in den
Antithesen gestanden haben. Dasselbe gilt in bezug auf Matth. 5, 17;
denn es unterliegt nach Tert. (IV. 7. 9. 12. 36; V, 14) keinem
Zweifel, daß M. den Spruch, Jesus sei zur Erfüllung des
Gesetzes und der Propheten gekommen, als einen falschen
ausdrücklich abgelehnt und in sein Gegenteil verkehrt hat. Ferner
geht aus Tert. III, 12 f. deutlich hervor, daß M. sich
gegen
Matth. 1, 23 und 2, 11 gerichtet hat, indem er die Erfüllung der
Weissagung Jes. 7, 14 in Jesus auf Grund von Jes. 8, 4 bestritt. In
Hinsicht auf Tert. IV, 34 ist es, wie Z a h n
(Kanonsgesch. I S. 670) richtig gesehen hat, sehr wahrscheinlich,
daß M., als er Luk. 16, 18 behandelte, auch Matth. 19, 3—8
ablehnend berücksichtigt hat. Um seine Auffassung vom Leibe
Christi zu verteidigen, den er so auffaßte, wie sich die katho-
—————
¹ Nur an wenigen Stellen kann man zweifeln, ob Tert. wirklich
Ausführungen M.s bringt oder ihm Erklärungen supponiert.
Tert. ist in dieser Hinsicht gewissenhaft; vgl. auch seine
ausdrückliche
Bemerkung de bapt. 12: „Audivi domino teste eiusmodi, ne quis me tam
perditum existimet, ut ultro excogitem libidine stili, quae aliis
scrupulum incutiant“. Wenn er dem M. etwas supponiert, ist die
Supposition in der Regel an sich deutlich oder er fügt, wie II, 17
„dices forsitan“ ein.
² Vor allem eine Kritik der Geschichte vom
Sündenfall.
81
Die
„Antithesen“ Marcions
lischen
Christen die von den
Engeln bei ihren Erscheinungen angenommenen Leiber dachten, hat M.
(nach Tert., De carne 3) auch gefragt, wo denn der Leib der Taube
geblieben sei, in welchem der h. Geist erschienen. Da die
Taufgeschichte in seinem Evangelium gestrichen war, hat er sich hierbei
also der anderen Evangelien erinnert. Daß Johanneische Stellen in
den Antithesen behandelt waren, läßt sich nicht sicher
nachweisen; aber es ist möglich, daß M. auf die
Fußwaschung eingegangen ist (s. Chrysost., Hom. VII in Phil., T.
XI p. 246), und Ephraem (47. Lied gegen die Ketzer c. 2) berichtet vom
Spott der Marcioniten über die Hochzeit zu Kana ¹. Vgl.
Beilage IV S. 249* ff.
Apokryphes findet sich unter den Sprüchen Jesu, die M.
geboten hat, nicht; er hat sich streng an das korrigierte dritte. Ev.
gehalten. Es wird daher auch nicht Marcion sein, welcher nach Clem.,
Strom. IV, 6, 41, den evangelischen Spruch geboten hat: Μακάριοι οἱ
δεδιωγμένοι ὑπὲρ τῆς δικαιοσύνης, ὅτι αὐτοὶ ἔσονται τέλειοι. Clemens
macht zwar für ihn die μετατιθέντες τὰ εὐαγγέλια verantwortlich,
so daß man an M. denken könnte; aber er hat hier wohl
Enkratiten im Auge, wie ja auch der Begriff „τέλειος“ ihnen, nicht aber
M., nahe lag. An einen apokryphen Spruch, bzw. an eine Textfassung
bei Luk., die wir heute nicht mehr besitzen, kann man vielleicht bei
Clem., Strom. III, 10, 69 denken, wo es heißt, nach der Exegese
der Marcioniten habe der Herr gelehrt, μετὰ μὲν τῶν πλειόνων τὸν
δημιουργὸν εἶναι, τὸν γενεσιουργὸν θεόν, μετὰ δὲ τοῦ ἑνὸς τοῦ ἐκλεκτοῦ
τὸν σωτῆρα, ἄλλου δηλονότι θεοῦ τοῦ ἀγαθοῦ υἱὸν πεφυκότα. Allein das
kann auch eine
Auslegung z. B. zur Geschichte von den zehn Aussätzigen sein. Was
den Umfang des AT.s betrifft, das M. benutzt hat, so hat er,
soviel ich sehe, nur solche Bücher herangezogen, die dem
hebräischen Kanon angehören. Aber einen sicheren Schluß
möchte ich hier nicht ziehen.
Von
der F o r m des Werkes vermag
man sich nach dieser Ausführung doch noch keine Vorstellung zu
machen. Nicht nur bleibt die Frage im Dunkeln, ob fortlaufende
Erklärungen anzunehmen sind, sondern auch das Verhältnis zur
Bibel M.s bietet ein Problem. Liest man nämlich das 4. und 5.
Buch Tert.s gegen M.,
—————
¹ Die Zitate des Marcioniten Markus (bei Adamantius) aus dem
Joh.-Ev. kommen für M. selbst nicht in Betracht.
82
Die
„Antithesen“ Marcions
so
hat man nicht den Eindruck,
daß Tert. außer der Marcionitischen Bibel noch ein
anderes Werk neben sich liegen hatte, vielmehr scheint er den Text und
die Auslegungen und Exkurse M.s (samt den Antithesen im strengen
Sinn des Worts) aus e i n e m
Werke zu schöpfen. Dieser Eindruck ist so stark,
daß H a h n (Ev. Marcions S. 108 ff.)
und
R i t s c h l (Ev. M.s S. 18. 120) die Hypothese aufgestellt
haben, die
„Antithesen“ hätten aus zwei Teilen bestanden, ein vorwiegend
dogmatisch-historischer Hauptteil hätte als Einleitung vor dem Ev.
und Apostolikon gestanden, und ein zweiter Teil hätte als Scholien
exegetischer und kritischer Art den gesamten Text der biblischen
Bücher begleitet. Allein die anderen Zeugen für M.s
Bibel haben nichts anderes vor sich gehabt als den puren Text, und
Tert. selbst behandelt die Antithesen, wenn er von ihnen
ausdrücklich spricht, fraglos als ein ganz selbständiges
Werk. Am deutlichsten ist das IV, 1, wo es heißt: „Ut fidem
instrueret, dotem quandam commentatus est evangelio ....., qua duos
deos dividens .... evangelio ..... patrocinaretur. sed et istas proprio
congressu comminus, i. e. per singulas iniectiones Pontici, cecidissem,
si non multo opportunius in ipso et cum ipso evangelio, cui procurant,
retunderentur“. Es ist also Tert., der bei dem Unternehmen im 4.
und 5. Buch, M. aus seiner eigenen Bibel zu widerlegen, diese und
die Antithesen zusammengeschoben hat. Daß ihm aber das so
glücken konnte, daß man meinen muß, er habe nur eine
einzige Vorlage vor sich, kann schwerlich anders erklärt werden,
als daß die „Antithesen“ in einem Hauptabschnitt oder in dem
Hauptteil den wichtigen Stellen in dem Evangelium und den Paulusbriefen
Kapitel für Kapitel gefolgt sind. Dann konnte Tert. ohne
Mühe bei jeder Stelle die Marcionitische Auslegung bzw. Bemerkung
finden und wiedergeben. Die Bibeltexte waren also zu einem
beträchtlichen Teil in den Antithesen wiederholt — das
läßt sich namentlich auch aus den einzelnen Antithesen, wie
sie bei Adamantius wiedergegeben sind, beweisen —, und von hier aus mag
sich auch ein Teil der Unsicherheiten in der Textfassung M.s, die
die Überlieferung aufweist, aufs einfachste erklären; denn
daß die in die Antithesen hinübergenommenen Texte in
Einzelheiten nicht immer mit den Texten im Kodex stimmten, ist nicht
auffallend. Wir dürfen annehmen, daß vor allem die von
Adamantius gebotenen Texte zu einem Teil nicht
83
Die
„Antithesen“ Marcions
direkt
aus der Bibel M.s,
sondern aus den „Antithesen“, in denen sie standen, stammen.
Hiermit ist, die Form des Werkes betreffend,
wenigstens soviel gewonnen, daß wir zwei Teile unterscheiden
dürfen, (1) historisch-dogmatische Ausführungen, die mit der
Darlegung des Verhältnisses des Paulus zu den Uraposteln ¹,
der Rechtfertigung der neuen Bibel und der Zurückweisung der
falschen Evangelien und der Apostelgeschichte begannen, und (2) einen
fortlaufenden, wenn auch eklektischen Scholienkommentar ² mit
„iniectiones“. Da aber auch dieser Teil durchweg auf e i n
e n Ton gestimmt war und in
ermüdender Wiederholung den Gegensatz von Gesetz und Evangelium
und deshalb der beiden Götter predigte, so konnte nicht nur das
Ganze „Antitheses“ heißen, sondern es war auch wirklich ein
Antithesen-Werk.
Eine Schwierigkeit ist bei der Rekonstruktion dieses
Werkes noch dadurch gegeben, daß Tert. in seiner Polemik in
allen fünf Büchern sich nicht nur gegen Marcion richtet,
sondern in buntem Wechsel auch an die Marcioniten, und nicht nur jenen
redend einführt, sondern ebensooft auch diese, ja öfters ist
das Tiefste und Aufklärendste, was er aus der Lehre Marcions
beibringt, in der Form gegeben: „Die Marcioniten sagen“ oder „Ihr
sagt“. Es ist hier offenbar, daß Tert. wirklich Marcioniten
vor sich hat, ja man hat an einigen Stellen den sicheren Eindruck,
daß seine Ausführungen und die Bemerkungen seiner Gegner der
—————
¹ Merkwürdig ist, daß auch Porphyrius sein
umfangreiches Werk über die Christen mit der Kritik des Streits
des Paulus mit den Uraposteln (Gal. 2) begonnen hat; denn sie stand im
1. Buch des Werkes (s. m e i n e Sammlung der
Porphyrius-Fragmente Nr. 21,
S. 53). Hat Porphyrius die „Antithesen“ direkt oder indirekt gekannt?
²
Aus Origenes’ Auseinandersetzungen mit M. gewinnt man den sicheren
Eindruck, daß ihm Erklärungen M.s zu sehr vielen
Bibelstellen vorgelegen haben; deshalb kann er sich (Comm. I, 18 in
Rom., T. VI p. 55 f. Lomm.) beschweren, daß die Marcioniten „ne
extremo quidem digito“ die Schwierigkeiten berührt haben, die in
Röm. 1, 24 f. liegen. Man kann geradezu sagen, daß ihm ein
Teil der Marcionitischen Bibel kommentiert vorlag; aber das ist auch
der Eindruck, den man aus Tert., Adv.
Marc.
IV. V gewinnt. Man muß sich diese Erklärungen formell etwa
wie die in B e n g e l s Gnomon denken, aber nicht
als fortlaufende
Beischriften zum NT, sondern im Antithesen-Werk.
84
Die
„Antithesen“ Marcions
Widerhall
von Disputationen
sind, die Tert. mit ihnen in Karthago geführt hat. Dennoch
sind diese Partien nicht mit dem Messer von den Zitaten, die aus den
Antithesen beigebracht werden, zu scheiden. Die Ungewißheit
indes, die hier übrigbleibt, ist für die Frage des geistigen
Eigentums M.s deshalb nicht störend, weil es sich in diesen
Fällen nicht um das Problem der Ἀρχαί bei M. und ihr
gegenseitiges Verhältnis handelt — hier gingen die Schüler
sehr bald auseinander und ergänzten den Meister in verschiedener
Weise —, sondern um die Grundfragen Marcionitischen Glaubens und
Marcionitischer Gesinnung. In diesen ist aber selbst Apelles, der sich
in der Theologie am weitesten von seinem Meister entfernte, ein echter
Marcionit geblieben. Was die Schüler über die beiden
Sphären, die der Gerechtigkeit und die der Liebe, ferner über
Sünde, Gesetz, Evangelium und Erlösung geäußert
haben, ist so einstimmig, daß es mit Sicherheit als das geistige
Eigentum M.s selbst in Anspruch genommen werden darf.
Eine
Rekonstruktion der Antithesen ist unmöglich, weil ja nicht einmal
die Disposition des Werks deutlich ist. Durch bloße
Zusammenstellungen der Antithesen im engsten Sinn des Worts ist wenig
gewonnen, zumal da sich in der Überlieferung zahlreiche halbe
Antithesen finden, die der Ergänzung bedürfen, sei es aus dem
AT, sei es aus dem Evangelium. Von großer Wichtigkeit ist es
aber, daß M. in den Antithesen augenscheinlich niemals
gegen
z w e i schriftliche Testamente
seiner Gegner polemisiert hat. Immer ist es l e d i g l i c
h das AT, das er als die
geoffenbarte litera scripta des falschen Christentums angreift;
von z w e i Offenbarungsurkunden der
großen Kirche, einer alten und einer neuen, weiß er
schlechterdings nichts. Daraus folgt mit Evidenz, daß die Kirche
seiner Zeit ein NT noch nicht besessen hat, wie das ja auch aus Justins
Dialog mit Trypho deutlich hervorgeht ¹. Der litera scripta seiner
Gegner, dem AT, setzt er seine neue litera scripta, das Evangelium und
den Apostolos, entgegen. Gewiß sah er bereits die vier Evangelien
als höchstgeschätzte Werke in ihren Händen; aber sie
hatten bei ihnen noch nicht
—————
¹ Die beiden Testamente als s c h r i f t l i c h e
sind auch bei dem Presbyter des Irenäus noch nicht deutlich.
85
Die
„Antithesen“ Marcions
die
Dignität,
s c h r i f t l i c h e Urkunde des n e u e
n Bundes und daher das zweite Testament zu
sein.
Abgesehen von der Einleitung, welche die vier
Evangelien der großen Kirche als falsche zurückwies, die
Apostel und Apostelschüler des Judaismus zieh, den durch eine
besondere Offenbarung berufenen Apostel Paulus allein gelten ließ
und sein Evangelium mit dem direkt von Christus geschenkten, dem Lukas
entfremdeten und von judaistischen Interpolationen gereinigten dritten
Evangelium identifizierte — lag die Stärke der Antithesen, soweit
sie nicht exegetische Ausführungen zur neuen Bibel enthielten, in
der Kritik des ATs.
Diese Kritik verfolgte einen doppelten Zweck:
erstlich sollte sie die unbarmherzige „Gerechtigkeit“, peinigende
Strenge und Grausamkeiten, Leidenschaften, Eifer und Zorn des
Weltschöpfers, ferner seine bösen Parteilichkeiten,
Kleinlichkeiten und Beschränktheiten, endlich seine
Selbstwidersprüche und Schwächen, sein haltloses Schwanken
und seine sittlich oft so bedenklichen Gebote und Befehle ans Licht
ziehen; diese Kritik gipfelte in dem Nachweis, daß er auch der
„conditor malorum“, der Erreger von Kriegen, lügenhaft in seinen
Versprechungen und boshaft in seinen Taten sei ¹. Zweitens sollte
diese Kritik dartun, daß alle Verheißungen des
Weltschöpfers irdisch und zeitlich seien und sich, soweit sie
nicht ganz haltlos, bereits in der Geschichte des jüdischen Volkes
erfüllt hätten oder noch erfüllen würden; deshalb
sei auch der verheißene Messias ein irdischer Kriegskönig,
der wirklich noch kommen werde; die auf ihn zielenden Weissagungen
seien aber nicht zahlreich, da sich das meiste schon in David, Salomo
usw. erfüllt habe und fälschlich auf den zukünftigen
Messias gedeutet werde ². Mit dieser Kritik stellte sich M.
in der Kontroverse zwischen den Großkirchenleuten und den Juden
in bezug auf die Deutung des ATs auf die Seite der letzteren; die
ungünstige und von seinen kirchlichen Gegnern
—————
¹ Eine gute Übersicht über alle schlimmen Eigenschaften
des Weltschöpfers nach M. in den pseudoklementinischen
Homilien II, 43.
² Der Inhalt der Antithesen deckt sich also
vollständig mit den Absichten, die M. bei seinen Korrekturen
des Evangeliums und der Paulusbriefe geleitet haben; s. o. S. 64.
86
Die
„Antithesen“ Marcions
reichlich
ausgebeutete ¹
Position, in die er dadurch kam, nahm er entschlossen in den Kauf.
Unzweifelhaft hat er Argumente benutzt, welche die jüdische
Polemik gegen die kirchliche Auslegung der messianischen Stellen des
ATs gerichtet hat. Daß er sie ihr entnommen hat, kann man mit
großer Wahrscheinlichkeit, aber nicht mit Sicherheit behaupten,
s. o. S. 22, auch 67.
Ein tieferes Eindringen in den Geist des ATs oder
gar eine wirklich historische Betrachtung desselben fehlt auch M.
vollständig. Indessen hat auch die moralisch-religiöse,
einfach auf dem Wortlaut fußende Kritik ihr Recht einer Urkunde
gegenüber, die als heilig und maßgebend gelten will. Sehr
bemerkenswert ist aber, daß M. das AT als geschlossenes
Ganze anerkannt, keine Verfälschungen, Interpolationen usw.
angenommen und das Buch auch nicht für „lügenhaft“, vielmehr
für durchaus glaubwürdig gehalten hat. Während er
zahlreiche urchristliche Bücher als judaistische Fälschungen
beurteilte und das 3. Evangelium sowie die Paulusbriefe, wie sie die
Kirche las, für stark interpoliert erklärte, dehnte er diese
Art Kritik nicht auf das AT aus (s. o.) ². Dies ist um so
auffallender, als zu seiner Zeit in einigen Kreisen des
Spätjudentums, besonders aber bei den Gnostikern, Versuche einer
differenzierenden Würdigung des ATs nicht fehlten, die bis zur
Ausmerzung einzelner Teile und zur Annahme größerer oder
geringerer Interpolationen vorschritten. Die ablehnende Haltung
M.s ³ stellt ihn auch hier wiederum an die Seite des
orthodoxen Judentums, dessen christenfeindliche, zeitgeschichtliche
Auslegung des ATs er ja auch billigte und wahrscheinlich
übernommen hat. In dieser Hinsicht kommt namentlich die Ablehnung
jeder allegorischen und typologischen Erklärung in Betracht, die
für M., wie bereits oben S. 66 f. gezeigt worden, besonders
charakteristisch ist. Es haben in den Antithesen ausdrückliche
Zurückweisungen dieser schwarzen
—————
¹ Tertullian hat z. T. wörtlich dieselben Argumente sowohl
gegen die Juden (adv.
Jud.) als auch gegen die Marcioniten (adv. Marc. III) hier
gerichtet; vgl. III, 8: „Desinat nunc haereticus a Iudaeo mutuari
venenum“.
² Daß er doch eine gewisse Unterscheidung
im AT gemacht hat, darüber s. Kap.
VI, 3.
³ Ob er nicht doch einiges im AT höher
schätzte, wird später zu untersuchen sein.
87
Die
„Antithesen“ Marcions
Kunst
nicht gefehlt ¹,
mittels welcher die Kirchenväter ihre ganze Geschichtsbetrachtung
zum Ausdruck bringen. Indem M. sie ablehnte, war er von vornherein
nicht mehr in der Lage, das AT anzuerkennen und seine Konkordanz mit
der christlichen Offenbarung festzuhalten. Aber natürlich ist die
Beanstandung dieser Konkordanz bei ihm das Erste und die Verwerfung der
allegorischen Methode die Folge.
Der
ergreifende Jubelruf (s. o. S. 74), mit dem das Antithesen-Werk
höchstwahrscheinlich begonnen hat („O Wunder über Wunder,
Verzückung, Macht und Staunen ist, daß man gar nichts
über das Evangelium sagen, noch über dasselbe denken, noch es
mit irgend etwas vergleichen kann“) — der einzige längere Satz,
den wir aus M.s Feder wörtlich besitzen —, ist sicher nicht
maßgebend für die Feststellung des Stils, in dem das Werk
verfaßt war; vielmehr zeigen die übrigen umfangreichen Reste
einen ganz nüchternen und sachlichen Stil.
In der
Beilage V sind die Reste der
„Antithesen“ vollständig, ja
übervollständig gesammelt, da manches hier den Schülern
zukommen mag, was sich von den Worten des Meisters nicht scheiden
läßt (s. o. S. 83). Die Disposition des
Materials mußte arbiträr sein. Den ausführlichen
Bericht über M.s Lehre bei Esnik habe ich ausgeschlossen, da
er wahrscheinlich nicht rein auf den Meister selbst zurückgeht.
Einiges Wesentliche zur Charakteristik der „Antithesen“ soll aber auch
an dieser Stelle zum Schluß mitgeteilt werden:
(1)
Kein Stichwort scheint in den Antithesen häufiger gewesen zu sein
als
„neu“. Es erklärt den Jubelruf, mit dem sie beginnen. Man
vergleiche „Novus deus“ (Tert. I, 9; IV, 20 und sonst), ἡ καινὴ
θεότης
(Orig., Comm. in Joh. I § 82), „regnum novum“; „regnum novum et
inauditum“ (Tert. III, 24; IV, 24); Christus bringt das Neue, weil
er
sich selbst gebracht hat (Iren. IV, 33, 14 f.), „Christus novus
dominator atque possessor elementorum“ (Tert. IV, 20), „novae
doctrinae
novi Christi“ (IV, 28), „virtutes Christi novae“ (III, 3 f.), „novum
documentum der Macht und der Güte Christi durch die Erweckung des
Jünglings
—————
¹ Vermutlich hat er sich am Anfang der „Antithesen“ über
seine hermeneutischen Grundsätze, bzw. über die Ablehnung der
allegorischen Methode geäußert.
88
Die
„Antithesen“ Marcions
von
Nain“ (IV, 18), „novum
praeceptum, die Sünden immer wieder zu vergeben“ (IV, 35), „novum
est, a l l e n Brüdern zu vergeben“ (IV, 16),
„nova Christi institutio
der Sabbatsgebotsaufhebung“ (IV, 12), „nova Christi benignitas“ (IV.
10), „nova patientia, die sich in den neuen Geboten Christi offenbart“
(IV, 16), „forma sermonis in Christo nova, cum similitudines obiicit,
cum quaestiones refutat“ (IV, 11), „Paulus auctor aut confirmator
novus“ (V, 10), „novitas testamenti spiritus“ (V, 11), „nova creatura“
(nach II Kor. 5, 17; Adamant. II, 16 f.).
(2) Auf gewisse Stellen im AT und in seinem NT hat
Marcion in den Antithesen besonders kräftig und wahrscheinlich
wiederholt hingewiesen — im AT auf den Sündenfall (Tert. I,
2:
„languens circa mali quaestionem“; Tert. II, 5: „haec sunt
argumentationis ossa, quae obroditis“; Orig., De princ. I, 8, 2; II, 5,
4: „famosissima quaestio Marcionitarum“), auf den Raub der silbernen
und goldenen Gefäße Ägyptens (der Presbyter bei
Irenäus IV, 30. 31, Tert. II, 20; IV, 24), auf Jesaj. 7, 14;
8, 4
(Tert. III, 12: „provoca u t
s o l e s“);
im NT auf die Stellen vom faulen und guten Baum und vom neuen Flicken
und dem alten Kleid, auf Luk. 10, 22 („Nur der Sohn kennt den Vater;“
Tert. IV, 25: „hinc et alii haeretici fulciuntur“), auf Galat. 2
(„principalis adversus Judaeos epistula“, vv. ll.), auf die
Seligpreisungen (Tert. IV, 14: „venio nunc ad o r d i n a r
i a s s e n t e n t i a s eius, per
quas p r o p r i e t a t e m d o c t r i n a
e s u a e
i n d u c i t, ad e d i c t u m,
ut ita dixerim, C h r i s t i“),
auf Luk. 18, 19 („Niemand ist gut als Gott allein“, Orig., De princ.
II, 5, 4: „die Marcioniten sehen in diesem Spruch gleichsam einen
eigens ihnen gegebenen Schild“ ¹), auf Luk. 16, 16 („das Gesetz
und die Propheten reichen bis Johannes“ Tert. IV, 33) und auf II
Kor.
3, 3—13 (Tert. V, 11: „novum testamentum quod manet in gloria,
vetus
quod evacuari habebat“).
(3) Nicht in den kurzen förmlichen Antithesen,
die zu vielen Dutzenden in dem Werk gestanden haben, konnte M. das
Tiefste, was er zu sagen hatte, zum Ausdruck bringen, aber sie sind
doch für seine dezidierte christliche Denkart besonders
charakteristisch.
—————
¹ Vgl. Tert. I, 25: „Deus bonus beatum et incorruptibile est
neque
sibi neque aliis molestias praestat: hanc sententiam r u m
i n a t Marcion“.
89
Die
„Antithesen“ Marcions
Daher
mag hier die Mehrzahl in
bunter Reihe stehen ¹. Angeregt haben ihn zu dieser literarischen
Form sowohl die scharfen Gleichnisse Jesu (vom faulen und guten Baum
und vom neuen Kleid und alten Flicken, die er auf die beiden
Götter und ihre Ökonomie bezogen und an die Spitze seiner
Darlegungen gestellt hat) ², als auch die Paulinischen Antithesen
im Galat.- und Römerbrief.
(I) Der Demiurg wurde Adam und den folgenden
Geschlechtern bekannt, der Vater Christi aber ist unbekannt, wie
Christus selbst von ihm in den Worten gesagt hat: Niemand hat den Vater
erkannt außer der Sohn.
(II) Der Demiurg wußte nicht einmal, wo Adam
weilte und rief daher: Wo bist du? Christus aber kannte auch die
Gedanken der Menschen.
(III) Josua hat mit Gewalt und Grausamkeit das Land
erobert; Christus aber verbietet alle Gewalt und predigt Barmherzigkeit
und Friede.
(IV) Der Schöpfergott machte den erblindeten
Isaak nicht wieder sehend, unser Herr aber, weil er gut ist,
öffnete vielen Blinden die Augen.
(V) Moses mischte sich ungerufen in den Streit der
Brüder, fuhr den Übeltäter an: Warum schlägst du
deinen Nächsten? und wurde von ihm zurückgewiesen: Wer hat
dich zum Lehrer oder Richter über uns gesetzt? Christus aber, als
ihn einer aufforderte, daß er Erbschlichter sei zwischen ihm und
seinem Bruder, verweigerte seine Mitwirkung sogar in einer so billigen
Sache — weil er der Christus des guten und nicht des Richter-Gottes war
— und sprach: Wer hat mich zum Richter über euch gesetzt?
(VI) Der Schöpfergott gab dem Moses beim Auszug
aus Ägypten den Auftrag: Seid bereit, an den Lenden umgürtet,
beschuht, die Stäbe in den Händen, die Säcke auf den
Schultern, und traget Gold und Silber und all das, was den
Ägyptern gehört, mit euch davon; unser Herr aber, der Gute,
sprach zu seinen Jüngern bei ihrer Aussendung in die Welt: Habt
keine Schuhe
—————
¹ Die Fundorte findet man in der Beilage.
² Die nächste Parallele bieten die
Antithesen der Bergpredigt bei Matth. 5; auch sie können M.
angeregt haben, obgleich er das Matth.-Ev. nicht gelten ließ;
denn er kannte es ja.
90
Die
„Antithesen“ Marcions
an
den Füßen,
keinen Sack, kein zweites Gewand, kein Kleingeld in euren Gürteln!
(VII) Der Prophet des Schöpfergotts stieg, als
das Volk in der Schlacht stand, auf den Gipfel des Berges und breitete
seine Hände aus zu Gott, damit er möglichst viele in der
Schlacht töte; unser Herr aber, der Gute, breitete seine
Hände (scil. am Kreuze) aus, nicht um Menschen zu töten,
sondern um sie zu erlösen.
(VIII) Im Gesetze heißt es: Auge um Auge, Zahn
um Zahn; der Herr aber, der Gute, spricht im Evangelium: Wenn dich
jemand auf den einen Backen schlägt, so biete ihm auch den andern
dar.
(IX) Im Gesetz heißt es: Kleid um Kleid; aber
der gute Herr sagt: Wenn jemand dein Kleid nimmt, laß ihm auch
den Mantel.
(X) Der Prophet des Schöpfergotts ließ,
um in der Schlacht möglichst viele zu töten, die Sonne stille
stehen, damit sie nicht untergehe, bevor die feindlichen Gegner des
Volks sämtlich vernichtet seien; der Herr aber, der Gute, spricht:
Die Sonne soll nicht untergehen über eurem Zorn.
(XI) Die Blinden sind David bei der Wiedereroberung
von Zion feindlich entgegengetreten, indem sie gegen seinen Einzug sich
stemmten, und David hat sie töten lassen; Christus aber kam aus
freien Stücken den Blinden hilfreich entgegen.
(XII) Der Weltschöpfer schickt auf die
Forderung des Elias die Feuerplage; Christus aber verbietet den
Jüngern, Feuer vom Himmel zu erbitten.
(XIII) Der Prophet des Schöpfergotts gebot den
Bären, aus den Dickicht hervorzubrechen und die ihm begegnenden
Kinder zu fressen; der gute Herr aber spricht: Lasset die Kinder zu mir
kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich.
(XIV) Elisa, der Prophet des Weltschöpfers, hat
von so vielen israelitischen Aussätzigen nur den e i n
e n Aussätzigen, den Syrer
Naaman, gereinigt; Christus hat, obgleich „der Fremde“, einen
Israeliten geheilt, den sein Herr [der Weltschöpfer] nicht hatte
heilen wollen, und Elisa brauchte einen Stoff zur Heilung, nämlich
Wasser, und siebenmal, Christus aber heilte durch e i n
einmaliges
bloßes Wort und sofort. Elisa hat nur e i n e n
Aussätzigen
91
Die
„Antithesen“ Marcions
geheilt, Christus aber zehn,
und diese gegen die gesetzlichen Bestimmungen; er ließ sie
einfach des Weges gehen, auf daß sie sich den Priestern zeigten,
und auf dem Wege reinigte er sie bereits — ohne Berührung und ohne
ein Wort, durch schweigende Kraft, lediglich durch seinen Willen.
(XV) Der Prophet des Weltschöpfers spricht:
Meine Bogen sind gespannt und meine Pfeile gespitzt gegen sie; der
Apostel aber sagt: Ziehet die Rüstung Gottes an, auf daß ihr
die feurigen Pfeile des Schlimmen auszulöschen vermögt.
(XVI) Der Weltschöpfer sagt: Mit den Ohren
sollt ihr nicht (mehr) hören; Christus dagegen: Wer Ohren hat zu
hören, der höre.
(XVII) Der Weltschöpfer sagt: Verflucht ist
jeder, der an das Holz gehenkt ist; Christus aber erlitt den Kreuzestod.
(XVIII) Der Juden-Christus wird vom
Weltschöpfer ausschließlich dafür bestimmt, das
Judenvolk aus der Zerstreuung zurückzuführen, unser Christus
aber ist vom guten Gott mit der Befreiung des gesamten
Menschengeschlechts betraut worden.
(XIX) Der Gute ist gegen alle gut; der
Weltschöpfer aber verheißt nur denen, die ihm gehorsam sind,
das Heil ... Der Gute erlöst die, die an ihn glauben, nicht aber
richtet er die, die ihm ungehorsam sind; der Weltschöpfer aber
erlöst seine Gläubigen und richtet und straft die Sünder.
(XX) Maledictio charakterisiert das Gesetz,
benedictio den Glauben (das Evangelium).
(XXI) Der Weltschöpfer gebietet, den
Brüdern zu geben, Christus aber, schlechthin allen Bittenden.
(XXII) Im Gesetz hat der Weltschöpfer gesagt:
Ich mache den Reichen und den Armen; Christus aber preist (nur) die
Armen selig.
(XXIII) In dem Gesetze des Gerechten wird das
Glück den Reichen gegeben und das Unglück den Armen; im
Evangelium ist es umgekehrt.
(XXIV) Im Gesetz spricht Gott (der
Weltschöpfer): Du sollst lieben den, der dich liebt, und deinen
Feind hassen; unser Herr, der Gute, aber sagt: Liebet eure Feinde und
bittet für die, die euch verfolgen.
(XXV) Der Weltschöpfer hat den Sabbat
angeordnet; Christus aber hebt ihn auf.
92
Die
„Antithesen“ Marcions
(XXVI) Der
Weltschöpfer lehnt die Zöllner als nicht jüdische und
profane Menschen ab; Christus nimmt die Zöllner an.
(XXVII) Das Gesetz verbietet die Berührung
eines blutflüssigen Weibes, Christus berührt sie nicht nur,
sondern heilt sie auch.
(XXVIII) Moses erlaubt die Ehescheidung, Christus
verbietet sie.
(XXIX) Der Christus des AT verspricht den Juden die
Wiederherstellung des früheren Zustandes durch Rückgabe ihres
Landes und nach dem Tode in der Unterwelt eine Zuflucht in Abrahams
Schoß; unser Christus wird das Reich Gottes, eine ewige und
himmlische Besitzung, aufrichten.
(XXX) Beim Weltschöpfer sind der Straf- und der
Zufluchtsort, beide, in der Unterwelt gelegen für die, die in der
Hörigkeit des Gesetzes und der Propheten stehen; Christus aber und
der Gott, zu dem er gehört, haben einen himmlischen Ruheort und
Hafen, den der Weltschöpfer niemals verkündet hat.
Wer die Antithesen mit dem von M. hergestellten
Bibeltext (aber auch mit dem Inhalt des gefälschten
Laodizenerbriefs und dem der „Argumenta“) vergleicht, muß staunen
über die wuchtige Einheit und Einförmigkeit der wenigen
Hauptgedanken, auf die alles hier reduziert wird. Nach M. soll man
Evangelium, Briefe und AT n u r
unter dem Gesichtspunkte lesen, wie neu die Botschaft von dem
erlösenden Gott der Liebe und wie furchtbar und jämmerlich
zugleich der schlimm-gerechte Gott der Welt und des Gesetzes ist. Nie
wieder sind in der Geschichte des Christentums das Evangelium und das
überlieferte ATliche und spätjüdische Kapital so stark
reduziert, so eindeutig interpretiert und in einer so einfachen
Formulierung zusammengefaßt worden, wie es hier geschehen ist.
Nur Luther mit seinem Rechtfertigungsglauben vermag hier mit Marcion zu
rivalisieren; aber indem er die Identität des Schöpfergottes
und des Erlösergottes festhielt, vermochte er mit diesem Glauben
den ganzen Reichtum der Heilsgeschichte und der „Gottesspuren“ zu
verbinden, den M. preisgeben mußte.
—————
Letzte
Änderung am 15. Dezember 2017